Schreibblockade
- Maike Dorenberg
- 7. Juni 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juni 2024
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Es war einmal...

Die Idee war spontan gewesen, doch sie war entstanden aus dem lange im Verborgenen schlummernden Gedanken, endlich wieder einen Blog zu schreiben, und dieses Mal einen Blog auf einer eigenen Website. Sie war plötzlich in den Fokus meiner Aufmerksamkeit getreten, als ich die Festplatte meines Computers etwas aufgeräumt, entrümpelt und umsortiert hatte, und dabei die gespeicherten Beiträge aus meinen früheren Blogs angeschaut hatte. Diese sind zum Teil schon 15 Jahre alt oder noch früher geschrieben worden. Ich las mir das eine oder andere durch und stellte fest, dass vieles davon zeitlos ist und ohne Probleme auch heute wieder in einem Blog erscheinen könnte. So kam dann diese spontane Idee und mit viel Schwung und neuer Energie war ich bei der Sache.
Die Website zu gestalten, erinnerte mich an lange zurück liegende Myspace-Zeiten. Myspace war eine Plattform, auf der man sich einen Account ganz nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten konnte. Das hatte mir damals unendlich viel Spass gemacht, und schon in dieser Zeit hatte ich im Hinterkopf den Gedanken an eine eigene Website, nur war es zu kostspielig. Aber es war in Ordnung, denn dieses Myspace Profil hatte alles, was ich mir wünschte: ich konnte meine Bilder ausstellen, es konnte ein Blog gestaltet werden und man hatte schnell Kontakt zu anderen Künstlern oder einfach anderen Mitgliedern. Wie ich schon kurz erwähnt hatte, war es leider nicht von langer Dauer, da die Plattform schon nach ein paar Jahren verkauft und danach völlig umgestaltet wurde, so dass nichts mehr war wie zuvor.
Da ich immer gern geschrieben habe, war ich auf der Suche nach einem anderen, möglichst kostenfreien, Platz und fand das eine oder andere, blieb dann bei Google Blogger hängen und startete dort wieder mit einem Blog (zeitweise waren es sogar drei, weil ich immer das Bestreben hatte, nach Themen zu trennen). Das ist allerdings eine andere Geschichte, die in einem neuen Blogbeitrag einen eigenen Platz bekommen wird. Da alle meiner bisherigen Blog-Aktivitäten irgendwann vorbei waren, ich aber diese Schreiberei immer mehr vermisste, hat es dann im letzten April nach dem Aufräumen meiner Festplatte so etwas wie einen Energieschub gegeben und ich habe den Anfang für dieses neue Blog-Projekt an den Start gebracht. Die ersten Texte von früher konnten veröffentlicht werden und es fühlte sich richtig gut an.
Dann kam wie so oft das Leben dazwischen, viele Dinge mussten erledigt werden, und das lässt sich für mich meistens nicht so gut mit Kreativität oder Schreiben verbinden. Als dann die Möglichkeit für das Schreiben wieder da war, sass ich vor dem Computer und nichts ging - um es mal ganz ehrlich zu sagen. Man nennt es auch Schreibblockade. Ich hatte viele Gedanken im Kopf, viele Ideen, nicht nur die alten Texte betreffend, sondern auch welche aktuellen Beiträge ich hinzufügen könnte. Nur ich konnte keinen Anfang finden und mir wurde langsam bewusst, dass ich um mich herum eigentlich einen Berg Arbeit liegen hatte, denn es hatte sich in meiner Wohnung zu dem gewohnten Chaos, welches ich liebe und brauche, unglaublich viel Zeug angesammelt in den letzten zehn Jahren. Ich wusste, da muss etwas geschehen und dieses Wissen schob sich massiv vor den Wunsch zu schreiben, so dass ich nicht fähig war, auch nur eine Zeile oder ein Wort in die Tastatur zu bringen. Das war neben der Festplatte des Computers die nächste Baustelle gewesen, ein extended Frühjahrsputz wenn man so will, der auch mit viel kreativem Input nicht ausgeblendet werden konnte.
Bisher hatte ich mich quasi selber ausgebremst für diese Wohnungs-Entrümpelung, da ich die Berge von den angesammelten Dingen in den verschiedenen Ecken meiner Wohnung für mein Empfinden nicht allein entsorgen konnte, sondern dafür Hilfe benötigte. Kleine Anmerkung für diejenigen, die mich nicht so gut kennen: ich verbringe mein Leben in einem Rollstuhl, lebe zwar ganz unabhängig für mich und kann alles selbst machen, was das Leben so mit sich bringt, nur es geht alles etwas langsamer als "normal". Aber beim Anblick des Zustands meiner Wohnung wurde mir etwas mulmig und ich hatte nicht das komplette Vertrauen, dieses Vorhaben allein bewältigen zu können. Doch irgendwann war da dieser Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und Anfang Mai kam der Moment, als ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt habe. Ich habe einfach in einer Ecke begonnen, habe mir gesagt, es gibt keinen, der mich treibt, es gibt keine Deadline, also irgendwo beginnen, am besten in der dunkelsten Ecke, dann Schritt für Schritt, eins nach dem anderen.
Und es hat funktioniert. Ich habe dabei auch gelernt loszulassen, denn ich bin jemand, der nicht so gern Dinge wegschmeisst. Ich habe das mal so gelernt, da ich als Kind noch in der Nachkriegszeit gelebt habe. Da hatte man nichts und man hat möglichst viel aufgehoben, weil man es ja noch anderweitig gebrauchen könnte, und das war auch oft so. Dieses Mal habe ich mich entschieden, dass es mir wichtiger ist, ein Umfeld zu haben, in dem ich mich wohl fühle, auch wenn dabei Dinge in den Müll gewandert sind, die ich lange mit mir herum geschleppt habe. Die ganze Aktion hat ungefähr zwei Wochen gedauert und nein, meine Wohnung ist nicht sehr gross, aber ich bin eben relativ langsam. Doch das wirklich Gute ist, ich habe es vollkommen allein geschafft, es gibt immer ein paar Hilfsmittel, die man für schwierige Stellen benutzen kann, doch wenn man einfach die Vorstellung zulässt, das es gelingen kann, dann hilft irgendeine intuitive schöpferische Kraft, die wie von selbst immer den nächsten Schritt vorgibt.
Jetzt habe ich also den ersten aktuellen Blog geschrieben und wie es aussieht, ist die Blockade überwunden, denn es ist jetzt 2:30 Uhr morgens. Ich hatte sehr spät am Abend begonnen zu schreiben, wollte eigentlich nur Vorbereitungen machen, um dann am nächsten Tag gleich zu beginnen. Doch nachts ist schon immer eine gute Zeit zum Schreiben für mich gewesen und dann gab es keinen Grund mehr, noch zu warten.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis bald!
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