Das ICH im JETZT
- Maike Dorenberg
- 19. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit
Ein Text geschrieben im Juli 2008
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Wer bin Ich, oder wo bin Ich, wenn ich mich in der Zeit verliere? Ich gehe davon aus, dass mein Wesen, meine innere Wahrheit immer im gegenwärtigen Moment angesiedelt ist. So kann es sein, dass das grösste Hindernis für ein wirkliches Zusammensein mit mir Selbst das „JETZT“ ist. Ich merke immer wieder, wie ich in andere Zeitzonen rutsche, die mir entweder vergangene Schmerzen vor Augen führen, oder mich nicht Vorhandenes schmerzhaft vermissen lassen.
Ich befinde mich also entweder in der Vergangenheit oder in einer imaginären Zukunft. Beides ist für meinen Seelenschmerz verantwortlich und der Seelenschmerz wiederum ist die Ursache meiner körperlichen Verfassung. Das „JETZT“ ist einzig und allein die Gegenwart, der gelebte Moment. Häufig ist es unendlich schwierig, mein inneres Wissen, meine Essenz, genau in diese Gegenwart hinein zu transportieren. Mit anderen Worten: die Balance zwischen Innen und Aussen ist im Ungleichgewicht.
Mit der Beschäftigung und dem Verstehen dieser Irritation der Balance im Körper, kann es möglich sein, sowohl die Vergangenheit zurück zu lassen, als auch die Zukunft ungehindert geschehen zu lassen. Sehr schön wird dieses „Jetzt“ von Eckhart Tolle beschrieben: Das Jetzt ist nicht eine Aneinanderreihung von Momenten, von denen wir uns bestimmte aussuchen können, sondern es ist EIN fortwährender Moment, der in ständiger Veränderung ist. Und wie er sich verändert, das hängt von uns – von mir – ab. Denn der Moment/die Gegenwart gestaltet sich nach dem, was ich an Impulsen aussende.
Im Buch „Der Pfad des friedvollen Kriegers“ von Dan Millman ist ebenfalls eine sehr schöne Beschreibung von einer Standort-Bestimmung. Die Frage „wo bist du?“, die scheinbar ganz einfach zu beantworten ist, endet nach hartnäckiger Fortsetzung irgendwo in der Unendlichkeit…..
„Wo bist du?“ - „Hier in diesem Zimmer.“
„Wo ist dieses Zimmer?“ - „In meiner Wohnung.“
„Wo ist deine Wohnung?“ - „Im Haus in der XY-Strasse.“
„Wo ist diese Strasse?“ - „In meiner Stadt.“
„Wo ist deine Stadt?“ - „In Deutschland.“
„Wo ist Deutschland?“ - „In Europa.“
„Wo ist Europa?“ - „Auf dem Planeten Erde.“
„Wo ist der Planet Erde?“ - „Im Universum.“
„Wo ist das Universum?“ - ?????
Ich weiss also nicht wirklich, wo ich schlussendlich bin. So kann ich mich bei allem, was ich tue oder will, einzig und allein auf MICH in diesem Moment konzentrieren.
Wenn ich diese Gegenwart, mein Jetzt, nicht wirklich mag und vielleicht deshalb entweder in der Vergangenheit nach den Gründen dafür suche, oder mir versuche eine Zukunft vorzustellen, die schöner sein könnte, dann verdränge ich das Jetzt, nehme es nicht wahr und bringe es damit zum Stillstand. Das bedeutet, alles bleibt weiterhin so, wie es ist, da ich nicht anwesend bin in der Gegenwart und die Gegenwart daher auch nicht verändern kann.
Die einzige Möglichkeit, den gegenwärtigen Moment zu verändern ist also, sich ihm zu stellen und ihn bedingungslos zu akzeptieren, ganz gleichgültig, wie schlecht oder unerträglich er zu sein scheint.
Fazit: Ich nehme das Jetzt und mein Ich in diesem Jetzt an.
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